DIE SCHAMANIN
von R. F. Kuang
Ist das Fantasydebüt der Autorin R. F. Kuang. Sie ist eine amerikanische Schriftstellerin, die chinesische Wurzeln hat. Ihr Debüt, im englischen „The Poppy War“ ist schon 2018 erschienen. In Deutschland erschien das Buch erst am 20. Januar 2020 beim blanvalet-Verlag. Die Übersetzerin ist Michaela Link. Das Paperback hat 672 Seiten und kostet 16,00 Euro.
Der Klappentext:
Rin ist ein einfaches Waisenmädchen, das im Süden des Kaiserreichs Nikan lebt. Ihre Adoptiveltern benutzen sie als billige Arbeitskraft, und um sie herum gibt es nur Armut, Drogensucht und Ödnis. Um diesem Leben zu entfliehen, setzt sie alles daran, um an der Eliteakademie von Sinegard aufgenommen zu werden. Doch auch dort wird Rin wegen ihrer Herkunft verspottet und ausgegrenzt. Da bricht ein Krieg gegen das Nachbarreich aus. Rin muss nun kämpfen und entdeckt dabei, dass ihre Welt nie so einfach war, wie sie geglaubt hatte – und dass sie zu viel mehr in der Lage ist, als sie selbst je für möglich gehalten hätte.
Meine Meinung und Gedanken:
Ich muss zugeben, am Anfang war ich ein wenig eingeschüchtert von dem Buch, nicht wegen des Inhaltes, sondern auf Grund der Dicke und des Umfangs. Schon lange habe ich kein Paperback mehr gelesen mit so vielen Seiten. Ein wenig Sorgen, dass sich die Handlung ewig in die Länge ziehen könnte, hatte ich schon, allerdings klang die Handlung so interessant, dass ich mich von dem Umfang nicht abhalten lassen wollte. Also habe ich mich an den Wälzer gewagt, und so viel schon mal vorweg, ich wurde nicht enttäuscht. Beginnen wir aber ganz am Anfang. Hier lernt der Leser erst einmal die Protagonistin, Fang Runin, die sich selbst nur Rin nennt kennen. Wir lernen nicht nur sie kennen, sondern gleich die Umstände in der sie lebt, arbeitet und aufgewachsen ist. Es sind einfache Verhältnisse und sie muss in der Pflegefamilie hart arbeiten. Gleich in diesen ersten Seiten bekommt man ein wirklich gutes Bild von ihr und ihrem Charakter. Mich hat sie überzeugt, sie hat nicht nur „gute“ Charaktereigenschaften, sondern auch den Leichtsinn und die Ungeduld der Jugend. Auch die anderen Charaktere, die entweder hier oder später eingeführt werden, sind nach demselben Schema aufgebaut, sie sind nicht einfach nur eins, sondern haben immer noch einen Gegensatz, etwas, das sie auf dem Boden hält und menschlich macht. Das ist der erste große Pluspunkt für den Roman, sehr gut ausgearbeitete Charaktere und Figuren.
Wenn wir schon bei Pluspunkten sind, machen wir doch an der Stelle gleich mit einem weiter. Dieser zieht sich über den gesamten Verlauf des Buches. Es geht um die ungeschönte Wahrheit, die vielen Details und die Tatsache, dass keine noch so unschönen Dinge ausgelassen werden. Ich gebe zu, an manchen Stellen ist es etwas viel und ich musste das Buch kurz zur Seite legen, aber es gehört nun mal alles dazu. In der Handlung geht es um Krieg und was der Mensch alles zu tun vermag in einem Krieg, wenn er sich für überlegen hält und seine Gegner nicht als Menschen anerkennt. Es geht viel um Einstellungen und in gewisserweise auch um Ideologien. Es ist manchmal anstrengend von dem ganzen Ausmaß davon zu lesen, allerdings wenn es diese Stellen nicht gäbe, würde das Buch sich unvollständig anfühlen. Es gehört dazu, es gehört in diese Welt, die unserer in so vielen Punkte ähnlich ist.
Dieser Punkt führt mich direkt weiter zum nächsten, die Welt, in welcher die Handlung spielt. Es ist eine erdachte Welt, angelehnt an das, wie ich es nennen würde, alte China. Es gibt eine klare Hierarchie, aus der es nur einen Ausweg gibt, eine Prüfung, bei der das gesamte Wissen der Nation abgefragt wird. Überraschenderweise dürfen daran auch die Mädchen teilnehmen, das hat mir gefallen, den sonst werden Frauen nur als Heiratsware gesehen, trotz der Tatsache, dass das Reich von einer Kaiserin regiert wird. Von der Kaiserin weiter zu der Magie in dieser Welt. Sie ist eher klein und subtil, manchmal auch gefährlich. Sie hat ganz eigene Regeln und sollte nur mit Bedacht eingesetzt werden. Dieser Ansatz fand ich von Beginn an faszinierend und es hat mein Interesse geweckt. Ich wollte mehr darüber erfahren.
Doch wo viel Licht ist, muss es auch Schatten geben, zwar nicht besonders viel in diesem Fall, doch ein klein wenig. Es gibt zwei Punkt, die mir während des Lesens sauer aufgestoßen sind. Zum einen, die etwas diffuse Zeitstruktur, hauptsächlich in Teil zwei, da ich hier Schwierigkeiten damit hatte zu erkennen, wie viel Zeit vergangen ist. Auch da in relativ wenig passiert und das über einen längeren Zeitraum. Zum anderen war mir im dritten Teil zeitweise nicht klar, wohin die Reise hinführt. Nur ein kleiner Punkt, doch auch ihn wollte ich hier anführen.
Nun zu meinem Fazit, nach dieser, zugegeben, langen Rezension. Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen, ich habe es schnell und ohne größere Pausen gelesen. Es war fesselnd und spannend. Die Figuren sind wirklich gut beschrieben, man kann sich mit ihnen identifizieren und ich habe stets mit ihnen mitgefiebert. Für mich, ein wirkliches Lesehighlight.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen.