Geschrieben wurde der Science-Fiction Roman von Marie Grasshoff. Die Ersterscheinung kam am 27. November 2019 im Verlag Bastei Lübbe auf den Büchermarkt. Der Preis für das Buch beträgt 15 Euro.
Wir
sind im Jahr 2101 angekommen und die Welt hat sich verändert. In dieser Welt
lernen wir vier junge Menschen kennen, mit ihnen gehen wir durch diese
verrückte Welt, in der ein Virus aus normalen Leuten übermenschliche Cyborgs. Bis
jetzt herrscht eine Art Waffenstillstand, die Cyborgs sind in Sicherheitszonen
eingesperrt. Doch der Virus kann auch auf Tiere übertragen werden und von den
Tieren, dann wieder auch Menschen übertragen werden. Doch alles ändert sich,
für unsere vier Hauptcharaktere und den Rest der Welt, als die Tore einer
Sicherheitszone deaktiviert werden. Die Cyborgs oder auch Mojas verlassen die
Sicherheitszone, in der sie eingesperrt werden und beginnen alles was sie
finden zu töten. Luke befindet sich im Überwachungsgebäude als die Tore
versagen, Flover wird als Soldat zum Krisenmanagement hinzugezogen. Der
ehemalige Soldat Okijen wird aus dem Ruhezustand zurückbeordert, um bei der
Evakuation eines nahegelegenen Dorfes zu helfen. Die vierte im Bunde ist Andra,
sie wohnt in dem Dorf nicht weit entfernt von der Sicherheitszone. Bis zu einem
späten Zeitpunkt treffen die vier nicht aufeinander. Es ist viel mehr so, dass
es zwei Teams gibt, die in ihrer Welt leben und durch die Außenwelt oder
einfach nur ein erzwungenes Telefonat verbunden werden.
Klingt
spannend, ist es auch, und was nach dem Ausbruch in dieser Sicherheitszone
passiert ist noch spannender, hält viele überraschende Wendungen bereit und das
Ende ist einfach phänomenal. Die Figuren, die neben den vier Hauptfiguren
eingeführt werden, sie auch wenn ihr Rollen nicht so groß sind, genauso
spannend.
Da
kann ich es kaum erwarten den zweiten Teil zu lesen.
Meine
Gedanken zu den vier Hauptcharakteren:
Achtung
diese enthalten Spoiler zum Buch!
Den
ersten der vier ist Luke. Er ist Praktikant in einer Sicherheitseinrichtung,
die eine Gebiet bewacht, in dem sich ziemlich viele der einst menschlichen
Cyborgs befinden. Schon zu Beginn wird klar, dass hier normalerweise nicht viel
bis überhaupt gar nichts passiert. Bis zu diesem einen verhängnisvollen Tag.
Was mir von Anfang an, an diesem Charakter gefallen hat, war das er nicht
aufgibt, auch nicht in einer so verzweifelten Situation wie dieser. Später
lernen wir Luke noch besser kennen und erfahren von seinem Hintergrund und
warum er so auf die Arbeit in der Überwachung fast schon verzweifelt macht. Es
ist eine herzreisende Geschichte, die von Geschwisterliebe und der
Ungerechtigkeit des Lebens berichtet. Es dauert etwas bis wir erfahren, dass
seine Zwillingsschwester in der Sperrzone von San Paolo gefangen ist und von
KAMI infiziert wurde. Er tut alles dafür, um sie wenigstens noch einmal zu
sehen und sich zu vergewissern, dass ihr Körper noch lebt. Seine Eltern sind
verstorben, wahrscheinlich in dem Glauben ihre beiden Kinder wären tot. Er hat
eindeutig Schuldgefühle und kann seinen Eltern nicht ohne seine Schwester unter
die Augen treten. Für ihn ist nur er alleine daran Schuld, dass sie dort ist
und er weiter leben darf. Doch mit seiner Schuld verdrängt er seine Trauer,
denn in meinen Augen hat er nicht um sie getrauert, richtig getrauert, die
Situation akzeptiert. Er klammert sich so daran sie noch einmal zu sehen, dass
er völlig verdrängt, dass Selbst, wenn er sie finden, sie nie wieder dieselbe
von damals sein wird. An den einzigen Gedanken, der in weitermachen lässt, hält
ihn gleichzeitig davon ab, seine Leben richtig zu leben ohne die ständige
Schuld auf seinen Schultern. Was mich bei ihm jedoch wundert war, dass in
seiner Akte nichts von… steht. Zu Ende des Buches erfahren wir zusammen mit
Luke, dass sich im Körper seiner Schwester KAMI gesammelt hat und mit diesem
Körper auszieht die Welt zu erobern. Was ich in Teil zwei oder drei noch gern
sehen würde, ist ein Zusammentreffen von Luke und Shiva-KAMI.
Die
zweite Person, die uns vorgestellt wird, ist der Mitbewohner von Luke, Flover
Nakamura. Er ist beim Militär, besitzt den Rang eines Captains und ist in einer
super geheimen Geheimabteilung, die sich KAGE nennt. KAGE steht für KAMI
Assimilation Ground Enforcement, das bedeutet so viel wie KAMI Anpassung
Boden Durchsetzung. Hört sich ziemlich komisch, was sie machen ist in einem
Satz zusammengefasst: Sie suchen nach Moja in der Bevölkerung und eliminieren
diese. Eliminieren bedeutet genau das was ihr denkt, es bedeutet, dass Menschen,
die mit KAMI infiziert sind, getötet werden. Dann war meine erste Frage, warum
macht jemand so eine Aufgabe? Den Grund warum so eine Einheit existiert
verstehe ich, doch warum man schon in jungen Jahren solch einer Tätigkeit nach.
Es hat nicht lange gedauert, bis man auch hier für den Grund herausfindet,
Flover macht das nicht, weil er sich dazu berufen fühlt und das möchte, sondern
mehr, weil seine Mutter das von ihm erwartet. Seine Mutter ist sowieso ein ganz
eigenes Thema. Sie ist nicht irgendjemand, sondern eine der mächtigsten Frauen
der Welt, als General und Mitglied des Zentralen Weltrats hat sie viel
Einfluss. Im Buch lernen wir sie als sehr distanziert und auch diszipliniert
kennen. Das ist nur der erste Eindruck und wer jetzt denkt, dass diese Frau keine
besonders gute Mutter ist, der wird wohl nach unseren Standards für eine Mutter
recht haben, doch sie hat andere Prioritäten. Wir erfahren Flover hat nur noch
seine Mutter, sein Vater ist gestorben. Von ihm hat er nur noch den Nachnamen. Was
ich schon krass finde, die Mutter verweigert dem Sohn den eigenen Nachnamen,
bis er sich dessen würdig erwiesen hat. Wie ihr euch schon denken könnt ist
auch sie der Grund, warum er in seinen jungen Jahren schon beim Militär ist und
warum er in einer Einheit wie dem KAGE ist. Für mich ist dieser Charakter mit
all seine Probleme und Sorgen und Wünschen ein Prototyp für die Konflikte von
jungen Erwachsenen, die einerseits ihre Eltern stolz machen wollen, aber auch
ihre eigenen Träume verwirklichen wollen.
Okijen,
der Supersoldat. Er ist erst einundzwanzig Jahre alt und doch kommt er einem
vor, als wäre er schon über hundert. Ein kurzer Einblick in sein Leben und
seine Geschichte. Seine Eltern starben und er ging mit sechszehn zum Militär,
war einer der jüngsten Soldaten in einer MaKE-Einheit. Oh, und bevor ich es
vergesse, ein Großteil seines Körpers besteht nicht mehr aus menschlichem
Gewebe, sondern aus Kunststoff und künstlichen Organen und Haut. Er hat viele
kybernetische Modifizierungen. Zudem ist er super bekannt, der bekannteste
Soldat auf dem Planeten, außerdem hat er mehr Moja eliminiert als irgendein
anderer Soldat. Zurzeit ist er nicht mehr als Soldat aktiv, die Worte werden
zwar im Buch nie benutzt, aber für mich hört sich es an als würde er an einem
Burn-out oder vielleicht auch an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Eine
PTBS ist bei Soldaten, die getötet haben und im Einsatz waren nicht selten und
er war oft im Einsatz, oft in den Sperrzonen und hat sich durch Horden von Moja
gekämpft. Die Moja sind zwar vom Wesen keine Menschen mehr, doch sie sehen noch
aus wie Menschen, sie laufen, atmen und kämpfen, sie reden nur nicht. Da ist
ein innerer Konflikt und Reue vorprogrammiert. Davon zeigt auch seine Akte, er
hat psychische Probleme. Auf mich macht er den Eindruck er möchte ein
friedliches ruhiges Leben führen, ohne die Schrecken seiner Vergangenheit. Sein
Rezept dafür ist Flucht, er weicht den Problemen aus, wenn er sie nicht sieht,
gibt es sie auch nicht. Wenn er sich nicht mehr mit dem Militär beschäftigt
existiert es für ihn nicht mehr. Das ist ein großes Thema bei Okijen, das
zweite große Thema ist die kybernetische Verbesserung seines Körpers. Die
Modifikationen hat das Militär bezahlt, kritische Stimme aus dem Buch haben
dazu zwei Dinge anzusprechen. Einige meinen, dass dadurch das, dass Militär
dafür aufkam, Okijen damit auch Eigentum des Militärs. Was für mich ein Problem
darstellt, er hat Modifizierungen, doch er ist immer noch ein Mensch. Ein
Mensch kann kein Eigentum sein, sonst würden wir wieder in den Tagen der
Sklaverei. Wo würden die Grenzen liegen, ab wann ist dann der Mensch kein
Mensch mehr, sondern Eigentum, gibt es da einen Prozentsatz oder ist es eher so
dass alle Modifikationen einen zum Eigentum des Geldgebers machen. Diese
Gedanken haben mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich musste daran denken,
was alles schon als Modifikation zählt, reicht da eine Prothese oder muss eine Funktion
zu Grunde liegen? Aber das würde jetzt zu weit führen und ist für einen anderen
Tag gedacht.
Andra,
meine liebste unter den vier und das nicht, weil sie die einzig weibliche der
Hauptfiguren ist, sondern aufgrund ihrer Stärke. Sie verliert alles und schafft
es trotzdem weiterzumachen und eine Aufgabe für sich zu finden. Sie wohnt,
besser wohnte, in dem Dorf, welches zu Beginn des Romans von Moja überrannt
wird. Von den Ältesten des Dorfes zur Kämpferin ausgebildet, kämpft sie
zusammen mit Soldaten, darunter auch Okijen, gegen die Moja. Die Soldaten mit
Gewehren und schwerer Munition, Andra mit Pfeil und Bogen. Trotz dieser
vermeintlich schlechten Ausrüstung kann sie viele der Moja niederstrecken, doch
es hilft nichts das Dorf wird von allen Seiten angegriffen, niemand überlebet,
naja bis auf eine Dorfmitglied, Andra. Sie ist nun allein, denkt sie zumindest,
womit sie nicht rechnet ist Okijen. Er nimmt sie bei sich auf und versucht sich
um Andra zu kümmern. Sie macht eine harte Zeit durch und versucht damit klar zu
kommen, dass sie keine Familie mehr hat und jetzt ihren Weg allein finden muss.
Sie versucht sich abzulenken und in ihre neue Umgebung einzufinden.
Gelichzeitig erfahren wir als Leser, dass an ihr noch so manches zu entdecken
ist. Wir als Leser erfahren wir, wie außergewöhnlich sie ist. Als Kind ist sie
zu den Sicherheitstoren gegangen, hat dort mit den Moja dahinter geredet und
manchmal auch gesungen, das wird später noch relevant. Denn was wir später
erfahren, dass KAMI in der Lage ist zu kommunizieren, und zwar durch eine Moja.
Die gesammelte Intelligenz kann sich erinnern und hat sich an Andras Lied
erinnert. Damit hat sie eine unergründliche Beziehung mit KAMI die noch
unentdeckte Auswirkungen hat.
Spoilerteil
im dem ich näher auf die Dinge eingehen, die mir gefallen oder eben auch nicht:
Zum
ersten was mir gefällt, die Entwicklung der Welt, also anders gesagt wie die
Welt im Verlauf des Klimawandels gezeichnet wird. Es gibt viele Wüsten. Die
Weltbevölkerung ist weiterhin gewachsen und es gibt Platzprobleme. Ein weiters
Problem, das sich aus dem Klimawandel ergeben hat, ist die
Ernährungsproblematik. Eine Ernährung wie sie zu unserer Zeit, in den
westlichen Ländern herrscht, also Mischernährung mit Fleisch, Milch- und
anderen tierischen Produkten, aber auch pflanzlichen Teilen, ist nicht mehr
möglich. Der Großteil der zukünftigen Menschheit ernährt sich vegan, nur
einzelne Bevölkerungsgruppen, die nicht in Städten wohnen, nutzen auch
tierische Produkte zur Ernährung. Hauptsächlich durch die Jagd. Ich wie sin
Büchern muss nicht alles realistisch oder jede Einzelheit beschrieben werden,
doch hier wird in einem Kapitel relativ viel über Ernährung gesprochen, daher
auch den Punkt, den ich machen möchte. Eine rein pflanzliche Ernährung ist nur
mit zusätzlichen Stoffen möglich. Und nur zur Info ich habe mich ausführlich
mit veganer Ernährung beschäftigt. Und zusätzlich denke ich, dass Soldaten, die
ja viel Kraft brauchen die nötigen Proteine für ihre Muskeln, vor allem zum
Aufbau, nicht komplett aus der veganen Ernährung bekommen. Ich weiß, es ist ein
Minidetail, an dem man sich nicht besonders aufhängen sollte, aber mich hat es
gestört. Wenn es Euch nicht stört, dann vergesst, dass Ihr diesen Abschnitt
gelesen habt.
Was
ich etwas drastisch finde ist die Einführung eines Weltrats, die einzelnen
Länder existieren nicht mehr, es gibt keine Grenzen mehr und Englisch ist die
Weltsprache. Aber ich denke, dass es in naher Zukunft nicht ohne eine engere
Vernetzung von Staaten geht. Siehe zum Beispiel die Europäische Union, die
schon seit mehreren Jahrzehnten versucht die europäischen Länder zu einen. Ob
eine weltweite einheitliche Regierung möglich wäre. Vielleicht sehe ich das Ganze
auch zu pessimistisch oder habe genug Fantasie.
Das
mit der Weltsprache Englisch ist ja bereits schon so. Wenn man in einem fremden
Land ist kommt man in der Regel mit Englisch weiter. Viele sprechen schon
Englisch oder verstehen zumindest Englisch, vor allem die jüngeren
Generationen.
Nun
zu etwas das ich einfach genial finde und das ist die Idee von KAMI und den
Mojas.
Zuerst
zu KAMI. Die künstliche Intelligenz, bestehen aus Nanocomputer, die sich im
Körper von Menschen und Tieren vernetzen können. Erschaffen von japanischen
Wissenschaftlern, um Soldaten zu verbessern. Sie nannten das Programm KAMI nach
dem japanischen Wort für „Gott“ und das finde ich ziemlich passend. Faszinierte
finde ich auch den Gedanken, dass sie ihre gesamte Intelligenz auf einen Körper
übertragen kann und sich in diesem sozusagen manifestieret hat.