Der letzte Wunsch

DER LETZTE WUNSCH

Die Vorgeschichte der Hexer-Saga Band 1

Kurze Information zum Autor und der Handlung des Romans:

Geschrieben hat die Bücher rund um Geralt der polnische Autor Andrzej Sapkowski. Der erste Band zur Vorgeschichte des Hexers Geralt von Riva erschien erstmals im polnischen Original im Jahr 1993, im deutschen wurden die Kurzgeschichten 2006 zum ersten Mal veröffentlich. Verlegt wurden die Bücher vom dtv, Eric Simon hat die Romane aus dem polnischen ins Deutsche übersetzt.

Das erste Buch der Vorgeschichte besteht aus 6 Kurzgeschichten, die von einer Rahmenhandlung eigeschlossen werden. Diese Rahmenhandlung kann man als siebte Kurzgeschichte zählen. Mir persönlich gefällt dieser Aufbau, die Geschichten werden nicht stumpf nacheinander erzählt. Sondern die Rahmenhandlung führt schön von einer Episode aus Geralts Leben zur nächsten. Die Geschichten selbst sind echt spannend, nichtsdestotrotz, dass ich ein paar der Episoden schon aus der Netflix-Serie „The Witcher“ kannte.

Und das sind wir auch schon beim Thema, ich hab das Gefühl die Bücher erleben gerade ihre zweite Renaissance. Ich denke, die erste war mit den drei Videospielen, die zwischen 2005 und 2015 erschien und schon damals ziemlich großes Interesse bei vielen weckte. Gefühlsmäßig ist der Hype, den Netflix mit seiner Serie geschaffen hat um einiges größer. In jede Buchhandlung, die ich gehe, begegnen mir die Bücher, teilweise sind die ersten Teile ausverkauft, nur die letzten Bände der fünfteiligen Reihe sind noch zu haben. Auf Instagram poste viele stolz, sie haben sich die komplette Pentalogie, schlaues Wort für fünfteilige Reihe, zu gelegt. Das Alles erinnert mich daran wie sehr die, noch nicht fertige Buchreihe von George R. R. Martin „Ein Lied von Eis und Feuer“ durch die HBO-Serie „Game of Thrones“ gehypte wurde. Damals haben sich auch viele die komplette Buchreihe ins Regal gestellt. Bei so viel Hype frag ich mich ja immer, ob die Leute, die sich die Bücher kaufen, diese dann auch lesen. Oder ob man im Prinzip nur mit dem Fluss mitschwimmt. Nach dem Motto „ganz viele reden über die Serie und auch über die Bücher. Die Bücher sind damit im interessant. Ganz viele kaufen die sich jetzt. Also muss ich auch kaufen, damit ich weiter dazugehöre.“ Ich gestehe, auch ich hab damals die angefangen die Bücher rund um Jon Schnee und Daenerys Targaryan zu lesen. Allerdings hab ich mir nur den ersten Teil gekauft und gelesen. Denn kannte ich allerdings schon aus der Serie. Ich hab dann noch 2 oder 3 weitere Teile gelesen, die hab ich mir aber nicht gekauft, sondern aus der Stadtbibliothek ausgeliehen, was ich bis heute nicht bereue und daraus auch für die Zukunft gelernt habe. Lieber erst mal nur einen Teil kaufen, den lesen und dann entscheiden, ob man sich die restlichen Teile anschaffen möchte. Das ist so mein Weg. Generell bin ich bei so Hype Serien und Büchern erstmal vorsichtig. Das kann auch echt nur heiße Luft sein.

Bei der Hexer-Sage rund um Geralt von Riva kann ich euch allerdings beruhigen. Hier steckt nicht nur heiße Luft drin, sondern ein cleveres Worldbuiling und faszinierende Personen. Mir persönlich hat der erste Teil der Kurzgeschichte sehr zugesagt. Gleich kommen wir nämlich zu dem Warum.

Erst mal eine Warnung, wer dieses Buch noch nicht gelesen hat und dies noch möchte, sollte nicht weiter lesen/hören. Ich werde nämlich von der Geschichte kurz den Inhalt zusammenfassen und dann euch dazu noch meine Meinung sagen.

So, kommen wir zur ersten Kurzgeschichte, die den Namen: „Der Hexer“ trägt. In dieser Geschichte gelangt Geralt an den Hof von König Foltest. An dessen alten Hof trieb eine Striga ihr Unwesen. Schon viele vor Geralt hatten versucht mit dem Ungeheuer fertig zu werden. Doch es gab ein Problem, wie sich herausstellt, ist die Striga keine gewöhnliche Striga, sondern die Inzesttochter des Königs. Und jener verlangt, dass seine Tochter nicht getötet werden darf. Geralt findet eine Möglichkeit aus der Striga wieder eine Prinzessin zu machen, dafür muss er verhindern, dass sich die Striga im Morgengrauen wieder in ihren Sarg legt. Natürlich schafft es der Hexer, zwar nicht unverletzt, aber er schaffte es. Dann ist nur noch die Frage zu klären, wer damals Foltests Schwester verflucht hat. Auch das kann natürlich gelüftet werden. Nun zu meiner Meinung: Mir persönlich hat die Geschichte gut gefallen, auch wenn ich sie schon von der Netflix-Serie kannte. Das einzige was ich an der Netflixversion besser fand, war das Rätsel darum wer die Striga ursprünglich war und wie sie mit Foltest in Verbindung steht. Sonst ist alles spannend und super verständlich geschrieben. Was ich noch interessant daran fand, war dass der Inzest nicht unterbunden wurde, sondern jeder davon wusste. Das erinnert mich an die Königshäuser des alten Europas. Dort wurden auch oft Cousin und Cousine verheiratet, wobei man sagen muss in der Geschichte, das mit dem Geschwisterinzest nochmal alles auf eine neue Spitze getrieben wurde. Unwillkürlich macht mein Gehirn eine Verbindung zu Georg R. R. Martins „Ein Lied von Eis und Feuer“.

Machen wir weiter mit der zweiten Kurzgeschichte: „Ein Körnchen Wahrheit“. In dieser entdeckt Geralt in einem kleinen Wäldchen ein Schlösschen. In diesem Schloss lebte ein Mann namens Nivellen, der in ein Monster oder Biest verwandelt wurde. Die beiden freunden sich sogar teilweise an. Nivellen erzählt Geralt seine Geschichte und wie er anfangs damit haderte, bis er erkannte, was für großes Potenzial er damit seinem Fluch bei Frauen hat. Und wer hätte gedacht von da an findet er seinen Fluch nicht mehr ganz so schlimm. Geralt bleibt noch eine Weile bei Nivellen, bald stellt sich heraus, dass er mit einer Vampirin zusammenlebt, die sich für eine Nixe ausgibt. Es kommt zum Kampf zwischen der Vampirin und dem Hexer, während dessen Verlauf Nivellen entzaubert wird. Die Geschichte erinnert stark an das Märchen „Die Schöne und das Biest“, auch wenn hier deutlich mehr Sex vorkommt und das Monsteriest nicht durch die Liebe entzaubert wird, das wäre für Sapkosksis Welt auch viel zu kitschig. Denn die Welt in der Geralt lebt ist mit unter dreckig und ziemlich brutal.

Die dritte Kurzgeschichte heißt „Das kleinere Übel“. Im Verlauf der Geschichte erfahren wir warum Geralt später auch der Schlächter von Blaviken genannt wird. Doch zunächst einmal kommen wir mit Geralt in das Städtchen Blaviken. In dieser Stadt befindet sich gerade die gesuchte Mörderin Renfri. Renfri erklärt Geralt warum sie in der sTadt ist, sie möchte den ansässigen Zauberer Stregebor töten. Dieser ist auch ein Bekannter des Hexers. Geralt versteht zwar die Motive von Renfri, kommt aber auch ihrem Wunsch seiner Hilfe nicht nach. Geralt ist der Meinung es ist besser gar nicht zu wählen, als das kleinere Übel zu wählen, von dieser Überzeugung kommt auch der Name. Doch es kommt alles anders als erwartet. Renfri beschließt dem Zauberer ein Ultimatum zu stellen, entweder er stellt sich ihr oder sie tötet die Bewohner von Blaviken. Stregebor ist, Überraschung, nicht dazu bereit sich ihr zu stellen. Geralt wiederum kann nicht zu lassen, dass Renfri die Bewohner von Blaviken tötet, er beschließt Renfri und ihre bande aufzuhalten. Im Zuge dessen tötet er sowohl die Bande als auch Renfri. Das kommt bei den Einwohnern nicht gut an. Sie schicken Geralt unter Stregebors Kommando weg, er darf nie wieder zurückkommen. Ein sehr interessanter Teil, die uns zeigt wie Geralt tickt. Super spannend, auch für alle, die die Episode schon aus der Netflix-Serie kennen.

Weiter geht es mit der vierten Geschichte. „Ein Frage des Preises“ ist in diesem Buch die drittlängste Geschichte und spielt am Hof von Cintra. Die Königin von Cintra, Calanthe, feiert den Geburtstag ihrer Tochter Pavetta. Am gleichen Abend noch möchte Calanthe Pavetta mit einem der angereisten Gäste verloben. Aber natürlich, kommt wieder alles anders. Ein Ritter tritt vor und fordert die Prinzessin für Cintra für sich. Der verstorbene König habe sie dem „Recht der Überraschung“ nach versprochen, als der Ritter ihm das Leben rettete. Es stellt sich heraus, dass Calanthe davon wusste und Geralt angeheuert hat um sich des Ritters, der in die Gestalt eines Igels verflucht wurde, zu entledigen. Aber sie hat die Rechnung ohne Pavetta gemacht, sie hat Denny, so heißt der Igelritter, schon früher getroffen und sich in ihn verliebt. Es entbrennt ein Kampf, in dem Geralt und Denny Seit an Seit kämpfen. Es steht nicht gut um die Beiden, bis sich auch Pavetta in den Kampf einmischt. Sie entfesselt eine gewaltige magische Kraft. Diese droht das Schloss zu zerstören. Dies kann allerdings verhindert werden. Am Ende sind Pavetta und Denny glücklich vereint und Calanthe hat sich damit abgefunden. Auch diese Kurzgeschichte ist Teil der ersten Staffel der „Witcher“-Serie. Aber beim Lesen entdeckt man immer wieder Details, die es entweder nicht in die Serie geschafft haben oder die ich erst in dem Buch entdeckt haben. Auch hier kann ich nur sagen, super spannend und macht Spaß zu lesen.

Die vorletzte Geschichte trägt den Namen: „Der Rand der Welt“. In dieser Geschichte treffen wir zum ersten Mal auf Rittersporn, einen Barden und Freund von Geralt. Die beiden sind zusammen unterwegs, gelangen in ein Dorf. Schon auf dem Weg beschwert sich der Hexer, dass es nicht mehr genug Aufträge für ihn gibt, was daran liegen könnte, dass er Monster tötete und damit sich selbst die Arbeit wegtötete. In dem Dorf werden die beiden beauftragt den Teufel, welcher das Dorf heimsucht zu verscheuchen, nicht zu töten. Froh über den Auftrag machen sich Geralt und Rittersporn an die Arbeit. Sie finden heraus, dass der Teufel ein Silvan ist und zu ihrer großen Überraschung mit den Elfen zusammenarbeitet. Für die stiehlt er Essen, Samen und andere Dinge. Doch während die beiden Freunde hinter all das Kommen, werden sie von den Elfen entführt und sie wollen sie töten. Das kann allerdings im letzten Moment von der Königin der Felder verhindert werden. Auch diese Episode von Geralt und Rittersporn ist Teil der Serie, doch auch hier muss gesagt werden, egal ob man die Episode erkennt oder nicht, die Geschichte ist spannend und man entdeckt immer etwas Neues.

Die letzte Kurzgeschichte gibt dem Roman seinen Namen: „Der letzte Wunsch“. In dieser Episode lernen wir die Zauberin Yennefer kennen. Allerdings erst nach dem Rittersporn beim Angeln einen Krug findet, in dem sich ein Dschinn befindet. Dieser kommt frei und gelangt in das nahe gelegene Dorf, welcher er so gleich beginnt zu verwüsten. Yennefer möchte den Dschinn bannen, doch dieser ist mächtiger als gedacht. Mächtiger als Yennerfer, nur mit Geralts Hilfe gelingt es den Dschinn zu vertreiben. Die erste Begegnung Geralts und Yennefer ist ziemlich prägnant und sowohl die beiden als auch wir werden sie nicht so schnell vergessen. Sie ist entscheidend für die weitere Beziehung der zwei.

Bevor ich es vergesse, es gibt noch einen Bonus. Alle sechs Kurzgeschichten werden getrennt von einer weiteren Kurzgeschichte, die in kleine Stücke zerlegt wird. Sie nennt sich „Die Stimme der Vernunft“, in dieser ist Geralt in einem Tempel, in dem er sich von einer schweren Verletzung erholt.

Zusammengefasst sind die Geschichten durchgehend spannend, bitten immer etwas Neues und wenn man genau aufpasst, kann man Verbindungen zu Sagen, Mythen und Märchen unserer Welt erkennen. Das Buch ist auch für alle etwas, die nicht gerne endlos lange Geschichten lesen, sondern wie beim Serien schauen nach spätestens einer Stunde eine neue Episode möchten. Ich persönlich freue mich schon auf den nächsten Teil der Vorgeschichte des Hexers von Riva.

Ich gebe fünf von fünf Sterne.